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Schmerz. Schmerz war das Einzige, was ich spürte, was sich in mir breit machte. Beerdigung, Tod. Meine beste, meine einzige Freundin war tot. Kol hatte sie getötet und ja, vielleicht sollte ich ihm noch dankbar sein, dass sie diesen Schmerz, den sie durch einen Tumor täglich spüren musste, endlich los war, dass sie nicht länger leiden musste, aber nein. Nein! Ich konnte nicht, ich konnte ihm nicht dankbar sein, ich war einfach nur... nein, nicht traurig, sondern verzweifelt. Lieber hätte er mich töten sollen, wenn er ihr dabei geholfen hätte, denn ja, sie war ein wunderbarer Mensch. Ein Mensch, den man sich als Beispiel nehmen sollte. Sie hätte eine zweite Chance, ein besseres Leben verdient, aber nein. Ihr Leben hatte man ihr genommen...

Langsam torkelte ich aus dem Krankenhaus völlig abwesend heraus. Während ich dieses verließ, kam ein junger Arzt zu mir, wollte wissen ob er mir helfen kann, ob er irgendetwas tun kann, da ich offensichtlich jemanden verloren hatte. "Niemand kann mir helfen, niemand....", meinte ich leise, ehe ich einfach zum Parkplatz kam, obwohl ich eigentlich beim Haupteingang herauswollte, doch war ich so durcheinander, dass ich mich kein bisschen mehr auskannte. Schluchzend öffnete ich die Türe und blickte in den Himmel, in die Sterne, ehe ich gegen das Auto der Blondine - Kol hatte sie wohl in ihrem Auto hergebracht - trat und daran herunterrutschte, wobei ich mich anlehnte: "Wie konntest du... wie konntest du das tun, Rai...". Ja, die Verzweiflung war deutlich zu erkennen und wie ein Häufchen Elend saß ich am Auto meiner besten Freundin, wobei ich meine Füße zu meinem Körper zog und meine Arme darumschlang...

Natürlich glaubte ich, dass meine einzig wahre Freundin gestorben ist, dass ich sie verloren hatte und nein, ich konnte nicht meine Gefühle abstellen oder irgend jemanden töten, damit ich mich besser fühle - nein. Ich musste damit klar kommen, damit zurecht kommen und konnte nichts dagegen machen. Der Schmerz war riesengroß, unerträglich und nein, nicht weil ich nun wieder alleine wäre, sondern weil ich meine Schwester verloren hatte, weil Raina starb. Kol, er hätte mich zu Klaus bringen können, hätte ihm mein Blut geben können oder Gott, hätte Kol mich eben getötet oder als seinen eigenen Blutbeutel benutzt... Er hätte sie doch einfach nur retten müssen, sie einfach nur beschützen können, nicht? Wieso sah er nicht, dass sie ein besseres Leben ohne Qual, ohne Schmerz, ohne Tumor verdiente? Wieso erkannte er das nicht? Das hätte doch selbst dem Urvampir auffallen müssen... Aber nein, es viel rein niemandem auf... Was ich nun tun sollte, wohin ich gehen könnte, wusste ich nicht. Ich musste mich zuerst wohl wirklich um die Beerdigung kümmern, wobei ich nicht einmal wusste, ob sie eingeäschert werden will oder nicht. Ob sie eine große Beerdigung oder eine kleine möchte, was für Blumen sie gerne hätte, oder sonst irgendetwas. Ich wusste rein gar nichts darüber und zerbrach mir nun schon den Kopf darüber, wie ich ihr die letzte Ehre erweisen könnte... Wie es angemessen für sie wäre, da sie wirklich ein überaus guter Mensch is- nein, war...

So sah man mich wirklich nie. Völlig kaputt, gebrochen und verzweifelt. Das letzte Mal, als man mich so sehen konnte war an dem Tag, andem ich 1492 meine Eltern aufsuchte und diese tot vorfand. Ich setzte einen Fuß vor den anderen, einfach um irgendwie weiterzukommen, wobei das alles im Moment gar keine Bedeutung hatte. Es war völlig gleich, nicht? Ich müsste mich irgendwie beruhigen können, versuchen ruhiger zu werden, doch war mir das einfach noch nicht möglich. Nein, ich wollte sie nicht sein, wollte mich nicht so schwach, verzweifelt und hilflos fühlen... Zitternd - nicht wegen der Kälte, diese nahm ich gar nicht wahr - strich ich mir eine Haarsträne hinters Ohr und schluckte einfach nur schwer. Diese Kloß wollte einfach nicht verschwinden. Mein gesamter Körper schmerzte, jeder Wimpernschlag, jede Bewegung und selbst das Atmen fiel mir unsagbar schwer. Es war wirklich grauenvoll sich so zu fühle und nicht die Möglichkeit zu haben alles einfach abzustellen. Ich selbst hatte niemals geglaubt, dass ich überhaupt jemals daran denken würde, wegen einem Verlust meine Gefühle noch abzustellen, nie hatte ich geglaubt, dass ich jemals wieder jemanden so ins Herz schließen würde, dass ich mich für dessen Leben an Klaus opfern würde... Irgendetwas hatte mich ziemlich verändert und ich weiß wirklich nicht, was ich von dieser Katherine halten soll. Ob sie mir gefällt oder ob ich es schlimm finde...

Kol hatte Raina also verwandelt, hatte somit ihr Leben gerettet und eigentlich, allein, dass ich ihn darum bat, zeigte doch wieder einmal, wie egoistisch ich war, nicht? Ich hätte ihn niemals darum bitten dürfen. Ich wusste nicht, ob sie damit klar kommen würde ein Vampir zu werden, ob es ihr gefallen würde oder ob sie es grauenvoll finden würde, nein... Ich wusste rein gar nichts, ich hatte selbstsüchtig, egoistisch gehandelt, indem ich ihn bat ihr zu helfen, aber ich konnte und wollte sie einfach nicht verlieren, da es mich völlig zerbrechen würde... Aber er hatte sie zu einem Vampir gemacht, hatte sie verwandelt. Sie war am Leben und nein, er tat das nicht wegen mir, nicht weil er mich an Klaus ausliefern wollte oder mich wegen Damon leiden sehen wollte, sondern weil sie ihm wohl irgendetwas bedeutete. Sie war ein so guter Mensch, dass sie sogar das Herz des eiskalten, herzlosen Mikaelson berührte. Ja, das schaffte wirklich nur eine Person und diese Person war eben Raina...
Gut, aber trotzdem musste er es so aussehen lassen, als hätte er das nur aufgrund eines Deals getan, weswegen er Damon anrief und ihn alles erinnern ließ und Damon? Dieser war trotzdem hier, hier um zu sehen wie es mir geht... Aber wieso konnte er mir nicht sagen, dass er sich erinnert, wieso konnte er nicht ehrlich zu mir sein - aber ich war die letzte die von jemanden erwarten durfte, dass dieser ehrlich ist...
Aber gut, den Salvatore hatte ich nicht bemerkt, nein, ich dachte ich sei völlig alleine auf dieser Welt, völlig einsam, doch blickte ich schließlich, nachdem dieser zu mir kam, hoch, ehe er sich zu mir kniete: "Damon...", meinte ich leise, wobei ich zur Seite blickte, denn auch wenn er mich nicht kannte - wie ich noch glaubte - wollte ich nicht, dass er oder sonst jemand mich so sieht. Es war wirklich schlimm, ich kam mir ja beinahe wie Elena vor... "Raina... sie... sie hatte...", ich presste die Lippen zusammen und schwieg einen Moment, wobei ich versuchte, die erneuten Tränen zurückzuhalten, was mir jedoch nicht gelang, "Sie... hatte einen Tumor... sie... Kol.. sie ist.. sie ist tot....".

Was könnte ich über Raina sagen? Nur Gutes. Sie war das komplette Gegenteil von mir, war so selbstlos und hilfsbereit, liebevoll, aufmerksam. Ja, sie war ein wirkliches Vorbild und eigentlich hatte ich eine solche Freundin nicht verdient. Nein, eigentlich sollte es mir nach all den Jahren schlecht ergehen, ich sollte mich einsam fühlen, was ich auch tat - solange, bis ich schließlich Raina traf. Ich sollte bestraft werden für all meine Handlungen, aber nicht ein solch guter Mensch wie Raina. Sie hatte mir verschwiegen, dass sie einen Tumor hat, dass sie sterbenskrank ist und nur noch ein paar Monate zu leben hat und genau deswegen war sie wohl auch nach Mystic Falls mit mir gegangen, denn sie hatte etwas bemerkt, bei meinen Erzählungen bemerkt, dass ich wohl etwas für den Salvatore empfinde, den ich damals so sehr verletzt und belogen hatte. Ja, sie war stets für mich da, hörte mir aufmerksam zu und gab mir den ein oder anderen Tipp und so hatte ich mich wohl irgendwie immer so ausgedrückt, dass sie davon ausging Damon bedeute mir noch etwas... Aber das kann doch unmöglich wahr sein, nicht? Wieso sollte ich ihn nach all den Jahren noch immer lieben oder habe ich niemals damit aufgehört ihn zu lieben? Aber jetzt, jetzt wo ich wusste, dass sie nur noch eine kurze Zeit zu leben hatte, wurde mir klar wieso sie so sehr darauf bestand nach Falls zu reisen. Sie wollte, dass jemand für mich sorgt, wenn sie nicht mehr da ist. Aber wieder einmal wird mir bewusst, wieso man niemanden mehr in sein Herz lassen sollte. Niemanden! Sie war inzwischen wirklich wie eine Schwester geworden und ich hätte diese Gefühle nicht zulassen dürfen. Mag sein, dass die Einsamkeit grauenvoll ist, aber was noch schlimmer ist, ist der Verlust eines Geliebten Menschen. Ich weiß genau, was mir Rai nun sagen würde: Nicht weinen weil vergangen, lächeln weil gewesen.

Früher kannte er die süße Katherine. Ja, das mag sein, aber diese war ich schon lange nicht mehr. Er hätte Katerina Petrova kennenlernen müssen. Sie hätte er bestimmt gerne gehabt. Ich war anders, andere - meine Familie - waren mir wichtig, ich sorgte mich um alle und jeden, war hilfsbereit, liebevoll und... Schüchtern. Ob man es glaubt oder nicht, aber so war es. Doch nachdem mir meine Familie genommen wurde, nachdem ich mir nicht mehr aussuchen konnte, wie ich mein Leben führen möchte, danach hatte ich mich eben geändert und ich kam damit klar das eiskalte Miststück zu sein, eiskalt, psychopathisch, arrogant und selbstsüchtig zu sein. Doch wusste niemand wirklich, wieso ich so war. Was mich dazu gemacht hatte. Nein, ich war nicht immer so und durch mein Dasein als Mensch, durch die Freundschaft von Raina schien ich langsam wieder so zu werden, wie ich damals war. Wie ich 1492 war... Raina sagte immer ich solle es nicht als Strafe ansehen, sondern als Geschenk. Man hatte mir eine zweite Chance gegeben, doch sah ich es nicht so an. Als eine Petrova Doppelgängerin hatte man es niemals einfach, hatte man niemals eine Chance auf ein normales Leben... Doch was den Salvatore betraf, ja, da hatte ich wohl auch wieder eine Chance nicht? Eine Chance, dass er sich in die Katherine verliebt, die ich nun war - und eine Rache an Elena, die sich für ihn entschieden hatte, wäre es auch gewesen, doch war mir dies völlig gleich. Natürlich will ich mich rächen, aber nicht auf diese Art und Weise. Nicht indem ich Damon benutze. Ich habe oft genug Menschen, nein, alle Personen um mich herum benutzt und ja verdammt, ich würde es wieder tun, aber nicht bei... ihm. Lächerlich nicht? Lächerlich, dass gerade ich so denke und ich wünschte ich wäre wieder mehr die Katherine, die ich war, aber... Das war ich nun einmal nicht mehr...

Elena. Was ich über sie denken sollte, wusste ich nicht wirklich. Sie war immer dieses, süße, liebe Mädchen, hilfsbereit, gutherzig und doch starben um sie herum die Menschen wie die Fliegen. Jeder wollte sie beschützen, jeder wollte sie retten und auch wenn sie sagte, dass sie das niemals wollte, so hatte sie es zugelassen! Es zugelassen, dass alle möglichen Menschen sterben. Damit konnte sie nicht umgehen, es verletzte sie, aber das war das, was mich so sehr an ihr störte. Das was mich störte war, dass sie nichts dagegen unternahm, dann aber jedoch allen die Ohren vollweinte. Um mich herum starben auch viele Personen, weil mir mein Leben wichtiger war als das der anderen, ich jedoch konnte damit umgehen!
Natürlich war ich froh zu hören, dass ein Urvampir weniger auf dieser Welt ist, aber trotzdem war es alles umsonst. Kol hätte wirklich nicht sterben müssen, dafür dass Elena sich nun doch gegen das Heilmittel entscheidet und es mir gibt. Es mir aufzwingt. Ja, so viele Menschen waren umsonst gestorben, wegen ihr war Silas nun wieder unter den Lebenden. Ja, Elena ist einfach nur ein selbstsüchtiges Biest, das nicht weiß, was es will und sich immer wieder umentscheidet.
Eingestehen? Sich... eingestehen, dass da noch etwas ist? Das war etwas, was ich gerade wirklich nicht verstand. Überhaupt nicht, nein... Er sollte mich hassen, genau davon ging ich auch - aber nein, er konnte sich ja so oder so nicht daran erinnern...
Seine starken Arme um mich spürend, schluchzte ich erneut auf und hielt mich einfach an ihm fest, wobei ich mich endlich ein wenig beruhigen konnte, mich dank seiner Nähe beruhigen konnte. "D-danke..." murmelte ich leise vor mich hin, wobei ich ihn keine Sekunde losließ...